Das schönste am Sommer sind die vielen Hochzeiten und Feste. Und natürlich das Tanzen! Inzwischen tanze ich zwar nicht mehr ganze Nächte durch und leider auch viel zu selten, aber der Spaß am “auf der Tanzfläche rumwirbeln” ist ungebrochen.
“Was tanzt Ihr da eigentlich?” fragte mich eine Cousine aus dem Ausland, die das Treiben auf der Tanzfläche fasziniert beobachtet hatte.
Knotentanz! Macht Spaß, sieht super aus und ist eigentlich ganz einfach.
Ob Club, Party oder Ball – überall einsetzbar ist der Knotentanz, auch bekannt unter dem Namen Friesenrock.
Der Partnertanz ist eine Art Freestyle-Discofox, der keinen festgelegten Grundschritt hat und sich daher auf viele verschiedene Musikstile tanzen lässt – vor allem auf 80er, 90er und Charts. Für Zuschauer sieht Knotentanz beeindruckend aus, dabei ist er im Vergleich zu anderen Tänzen schnell erlernbar.
“Und wo lernt man so was?”
Die Frage gebe ich einfach mal weiter: Elisabeth Yorck von Wartenburg tanzt seit Jahren begeistert und unterrichtet Knotentanz deutschlandweit, vor allem in Berlin und Umgebung (Lizzys Knotentanz) oder – ganz neu! – via hervorragende Video-Tutorials. Ich habe sie gefragt, was den Tanz für sie so besonders macht.
Sylvia (Klüngelkram): Was fasziniert dich so sehr am Knotentanz?
Elisabeth: Es gibt eine Menge Gründe – am liebsten tanze ich einfach drauf los, ohne nachdenken zu müssen. Die Standardtänze sind mir zu reguliert und ich empfinde die Schrittfolgen manchmal als „Korsett“, die wenig Freestyle erlauben. Auch finde ich es schade, dass ich die Tänze nur auf bestimmte Rhythmen tanzen kann. Ich habe zum Beispiel Tango Argentino gelernt, aber ich kann den Tanz bei gängigen Veranstaltungen – auf einem Ball oder bei einer Party – nicht einsetzen. Beim Knotentanz ist das alles anders. Der passt überall dazu und lässt mir die Freiheit zum Experimentieren und meinen eigenen Stil zu tanzen. Man braucht nur genügend Platz auf der Tanzfläche.
Sylvia: Wo hast du tanzen gelernt?
Elisabeth: Knotentanz wird eigentlich nicht an öffentlichen Tanzschulen unterrichtet. Es gibt in Deutschland nur sehr wenige Lehrer, die durch Deutschland reisen und auf Verbindungshäusern oder bei Freundeskreisen Workshops geben. Ich selbst habe den Tanz deshalb auch nicht in der Tanzschule gelernt, sondern ihn mir bei anderen abgeschaut, auf Partys, Bällen oder anderen Veranstaltungen. Im Laufe der Zeit habe ich mich immer weiter verbessert und die Herrenschritte gelernt, um auch anderen Knotentanz-Fans Figuren beibringen zu können. Im Studium habe ich begonnen, das Ganze zu professionalisieren. Inzwischen gebe ich sehr regelmäßig Kurse, Wochenendworkshops und Privatstunden und es macht mir immer sehr viel Spaß!
Sylvia: Wen unterrichtest du hauptsächlich?
Elisabeth: Am häufigsten unterrichte ich auf Verbindungshäusern. Knotentanz wird aber auch viel beim Adel getanzt oder bei Verbänden wie zum Beispiel beim Gelben Kreis. Immer wieder zeige ich den Tanz Studentenreitern oder Freundeskreisen. Landwirte aus dem Raum Hannover und Hildesheim knoten auch gern. Andere Städte, in denen meiner Erfahrung nach viel getanzt wird, sind Göttingen, München, Berlin und Köln/Bonn. Vor allem Studenten nehmen an meinen Kursen teil, aber ich habe auch schon Ältere und Jüngere unterrichtet. Was mir immer wieder auffällt: je jünger man ist, desto schneller lernt man den Tanz.
Sylvia: Woher kommt denn der Knotentanz?
Elisabeth: Soweit ich weiß, gibt es ihn seit den 70er Jahren. Er ist wohl eine Abwandlung des Rock n’ Rolls, der hauptsächlich in adeligen Kreisen und auf Studentenverbindungen getanzt wurde, wo er auch heute noch aktuell ist. Etwas später hat eine Frau von Friesen im Bonner Raum Tanzveranstaltungen für Jugendliche organisiert. So entstand wohl der Name Friesenrock als Synonym für den Knotentanz.
Sylvia: Welche Tipps kannst du unseren Lesern geben?
Elisabeth: Da möchte ich gern mehrere nennen: zunächst einmal zur Kleidung. Am besten lässt es sich mit Schuhen tanzen, die eine glatte Sohle haben. Das gilt für Damen und Herren. Für beide ist auch wichtig, den Charakter und den Rhythmus eines Liedes zu „fühlen“. Also nicht aktiv den Takt zählen, sondern den Arm nach Gefühl im Rhythmus mitschwingen und den Freestyle-Grundschritt an das Lied und dessen Grundton (ausgelassen, cool, elegant etc.) anpassen! Für die Damen gilt, sich gut führen zu lassen, und für die Herren, bestimmt zu führen. Als Übung dafür verbinde ich den Teilnehmern meiner Kurse auch gern mal die Augen. Wer unzählige Figuren kann, ist noch lange kein guter Tänzer: es sei denn er führt gut und hat einen variantenreichen Grundschritt, der sich je nach Musik verändert – Freestyle eben.
Sylvia: Das heißt für dich hat Freestyle beim Knotentanz Priorität?
Elisabeth: Absolut. Wichtig ist aber auch, dass man nicht das Wippen der Arme vergisst, denn dadurch hält man den Takt – die Beine hingegen können und sollten sich frei bewegen. Wir haben im Knotentanz also eher einen „Grundarm“ als einen Grundschritt. Man sollte aber vor allem eines nicht vergessen: den Spaß! Auch wenn man sich mal verknotet – kein Problem, einfach wieder entknoten und weitertanzen!
Ich bedanke mich ganz herzlich für das Gespräch!
Wenn ihr Knotentanz lernen oder eure Kenntnisse erweitern wollt, könnt ihr jederzeit Tanzkurse bei Elisabeth auf Ihrer Website buchen. Oder ihr schaut auf ihrer Facebook-Seite nach, auf der sie alle Kursdaten und Veranstaltungen veröffentlicht.
Wer nicht die Möglichkeit hat, einen Workshop zu besuchen, kann auch ihre neuen Video-Tutorials bei Youtube anschauen. Hier eine kleine Auswahl:
Viel Spaß beim ausprobieren und Sohlen durchtanzen!
Eine Antwort
Wunderbar!
Als “ausgeheiratete” mit momentan wenig Zugang zu Ball und Gesellschaftsszene, aber ehemals weit bekannter “Lump am Stecken” bin ich schon am Überlegen gewesen, wie ich meinem Großen den Knotentanz vermitteln könne. Der fängt jetzt an, sich für die Damen zu interessieren und scheint ein angeborener Galan mit Gespür für das, was Frauen wünschen. Denn seine erste Frage nach dem Sommercamp dieses Jahr war: “Mama, kannst Du mir das Tanzen beibringen?” —JA! KANN ICH….Jetzt erst recht!!!