Alter Schwede! Über die Faszination von Antiquitäten aus Skandinavien.

Klassische Schwedenmöbel sind nach wie vor voll im Trend! Warum üben gerade schwedische Rokoko- und gustavianische Sitzmöbel aus dem skandinavischen Raum eine so grosse Faszination aus?

Diese Frage stellten wir Klüngelkram-Leserin Martina v. Roeder vom Rittergut Völkershausen, die sich auf gefasste skandinavische Möbel aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert, spezialisiert hat.


Die geschichtliche Einordnung

“Unmittelbar an die Zeit des Rokoko schließt die Zeit der schwedischen Könige mit dem Epoche-prägenden Namen „ Gustav“ an. Der gustavianische Stil umfasst zeitlich die Stilepoche, die in Deutschland allgemein als „Louis-Seize“ bezeichnet wird (Gustav III, 1771-1792) und reicht bis zum Empire (Gustav IV,1771-1809). Allgemeiner und umfassender ist für diese Stilepoche auch der Begriff des „Klassizismus“ gebräuchlich.

Die Frage warum gerade schwedische Rokoko- und gustavianische Sitzmöbel eine so grosse Faszination ausüben lässt sich leicht beantworten, wenn man die Entwicklungsgeschichte und die große Tradition schwedischer Möbelkultur betrachtet:

Die Verbreitung des Gustavianischen Stils

Nicht nur in Frankreich, sondern auch in Skandinavien, besonders in Schweden hat der Adel und das Großbürgertum den höfischen Stil Mitte des 18. Jahrhunderts vom Königshaus nachgeahmt.

Damals herrschten farbige Wände in Form von Tapisserien, Seidenbespannungen und Holzvertäfelungen vor und standen vom Raumkonzept in den Mittelpunkt der Betrachtung.

Die so gestaltetn Räume und imponierenden Hintergründe sollten keinesfalls durch Sitzmöbel belastet werden. Sie sollten gewissermaßen davor verschwinden und wurden deshalb in unauffälligen, zarten Farbtönen gestaltet (gefasst). Die Formenvielfalt der Sitzmöbel erreichte eine bis dahin nie dagewesene Blütezeit.

Auf den kleinen Höfen Skandinaviens und beim Bürgertum wurde der gustavianische Stil zwar sehr viel einfacher, aber ebenso effektvoll nachempfunden: schlicht bemalte Wände oder bemalte Jute statt der Seidenbespannung. Holztäfelungen wurden entweder nur imitiert oder sehr viel einfacher gestaltet. Auf den Sitzmöbeln verwendete man statt Seide eher Leinen. Und statt Parkett nahm man für die Böden einfache Dielen. Die in dieser Zeit aufkommende “Schwedenöfen” und Kerzenlicht schufen in dunklen Wintertagen die Behaglichkeit.

Gustavianische Möbel in der Gegenwart

Heute stehen die jungen Menschen vor ähnlichen Herausforderungen mit ihren Wohnkonzepten. Die Einfachheit der damals entwickelten Wohnkonzepte ist heute noch genauso gültig wie damals:

Gerade in der täglichen Hektik, Schnelligkeit und Lautstärke des Alltags sind Wohnkonzepte gefragt, die Ruhe verbreiten und den Betrachter mit geordneter Geborgenheit umgeben. Die Schlichtheit der Räume soll nicht durch Möbel gestört werden, die den Raum belasten.

Gerade im 18.und beginnenden 19. Jahrhundert haben die schwedischen Möbel- und Stuhlbauer eine Formensprache von geradezu atemberaubender Schlichtheit entwickelt, die bis in die heutige Zeit Gültigkeit hat. In ihrer einfachen ruhigen Ausstrahlung sind auch Kommoden, Schränke, Sekretäre und Konsolen in schlichter Fassmalerei eine Wohltat für Augen und Gemüt.

Fassmalerei? Was ist das eigentlich?

Die als Fassmalerei bezeichnete Farbgestaltung hat ihren sprachlichen Ursprung in der Skulpturenmalerei: schon in der Renaissance waren die Gewänder der kirchlichen Figuren meist mit einer Blattversilberung oder -vergoldung unterlegt, sogenannte Gold-oder Silberfassung, auf die dann der pigmentierte Farbauftrag erfolgte. Diese Metallfassung schien durch die pigmentierte Schicht hindurch und brachte diese zum Leuchten. Obwohl Möbel selten eine Metallunterlegung vorzuweisen haben, hat sich der Begriff der Fassmalerei auch bei der Möbelmalerei durchgesetzt. Man spricht deshalb im heutigen Sprachgebrauch allgemein von “gefassten” Möbeln, wenn diese nicht holzsichtig sind.”

Vielen Dank für diese interessanten Hintergrundinformationen an Leserin Martina v. Roeder!


Schwedische Antiquitäten im gustavianischen Stil - Rittergut Völkershausen
Das Rittergut Völkerhausen in Nordhessen bildet den idealen Rahmen für die Ausstellung der skandinavischen Möbel. Es liegt idyllisch im Park direkt an der Werra und ist jeweils etwa 60 km von Kassel, Bad Hersfeld und Göttingen entfernt.

Die Wurzeln des Gutes reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück, als eine Familie „von Völkershausen“ sich dort angesiedelt hat. Seit 1872 ist das Gut im Besitz der Familie des heutigen Eigentümers, Peter Frhr. Roeder von Diersburg. Seine Ehefrau, Martina v. Roeder, betreibt den Antiquitätenhandel. Die ehemalige Juristin hat – beflügelt durch die weiträumigen Ausstellungsmöglichkeiten in Scheunen und Gutshaus – ihr Wissen und ihre Leidenschaft für gefasste Möbel zu ihrem Beruf gemacht.

Dabei stehen Sitzmöbel mit großen Tischen im Vordergrund Ihres Interesses. Ihre Käufer sind nicht nur Antiquitätenliebhaber und Kunden, die sich im skandinavischen Stil einrichten wollen. Zu ihren Kunden zählen insbesondere auch junge Leute und Interiordesigner, die gern modernes Mobiliar mit strengen gustavianischen Bänken und Sesseln kombinieren oder bewusst die Strenge modernen Inventars mit verspielten Rokoko-Formen unterbrechen wollen. Auch Tische, gefasste Kommoden und Aufsatzschränke aus der Zeit wirken – gerade in Kombination mit der Moderne – besonders charmant.

Die restaurierte Barockscheune mit ihren hellen Dielen und den roh verputzten Sandsteinwänden bietet eine überzeugende Kulisse, die den Charme der schlichten Noblesse besonders zu Geltung bringt. Vom Einzelstück bis zum 16-teiligen Stuhlsatz – ist hier nichts von der Stange – gibt es ausschließlich Unikate, Zeitzeugen der Jahrhunderte.

Nähere Information unter: www.rittergut-voelkershausen.com

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Newsletter

Rabattaktionen, neue Produkte und Anbieter. Jetzt nichts mehr verpassen uns unseren Newsletter abonnieren!